Der Nachlass von Fritz und Hedwig Weiss an der Staatsbibliothek zu Berlin beinhaltet zahlreiche Schriften und Fotografien aus (und über) ihre Zeit in China, 1899-1917. Fotografien sind insgesamt mehr als 1000 Stück erhalten. Neben Papierbildern, darunter ein Album mit Fotografien von der Ausreise aus China im Jahr 1917, sind Nitrat-Negative und Glasplatten enthalten. Zustand und Qualität der Fotografien und Reproduktionen sind sehr verschieden, aber insgesamt vermitteln sie einen sehr authentischen Eindruck aus den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts im Innern Chinas und bieten einen persönlichen Blick auf Land und Leute. Neben Fotografien sind zahlreiche Schriftstücke im Nachlass enthalten. Von Fritz Weiss sind unter anderem seine Memoiren enthalten, sowie zahlreiche Veröffentlichungen und maschinenschriftliche Manuskripte, wie Reiseberichte, Berichte zu den wirtschaftlichen Verhältnissen in Yunnan und Sichuan sowie Berichte an das Auswärtige Amt, Briefe und ein Routen-Buch. Von Hedwig Weiss-Sonnenburg sind ebenfalls ihre Memoiren enthalten, sowie Tagebücher, veröffentlichte und in Manuskriptform erhaltene journalistische Arbeiten, Reiseberichte, und Kindergeschichten. Darüber hinaus existieren Sammlungen von Fritz Weiss mit Alltagsgegenständen der Yi am Ethnologischen Museum, Staatliche Museen zu Berlin, – darunter auch Wachswalzen der Aufnahmen von Gesängen in China – und dem Museum Fünf Kontinente in München sowie zoologische Artefakte am Naturkundemuseum in Berlin.
Recherchemöglichkeiten
Schriftstücke
Kalliope (Signatur: Nachl. 554)
Digitalisierte Sammlungen der SBB
Bildmaterialien
StaBiKat (Signatur: 5 F 1-1/47)
bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte
Nutzungsbedingungen
Die Nutzungsrechte für Bilder des Nachlasses Fritz und Hedwig Weiss liegen bei der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Für eine kommerzielle oder gewerbliche Nutzung wenden Sie sich bitte an die bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte. Alle Bilder zum Nachlass im bpk – Bildarchiv finden Sie unter dem Fotografen Fritz Weiss.
Publikationen zum Nachlass
Tamara Wyss.
Gestern im Land von Ba und Shu – Reisen von Hedwig und Fritz Weiss im Südwesten Chinas
Chengdu: Sichuan University Press, 2009
Staatsbibliothek zu Berlin, Signatur: 1 B 172192
Fritz Weiss.
Als deutscher Konsul in China. Erinnerungen 1899-1911
Herausgegeben von Hartmut Walravens
Asien- und Afrikastudien der Humboldt-Universität zu Berlin, Bd. 50
Wiesbaden: Harrassowitz, 2017
Staatsbibliothek zu Berlin, Signatur: 10 A 3658
Miriam Seeger.
Auf dem Yangzi in die Revolution von 1911 – Augenzeugenberichte aus China von Hedwig Weiss-Sonnenburg. Eine Online-Ausstellung der Staatsbibliothek zu Berlin.
Bibliotheksmagazin 3 (2016), S. 87-94.
In Memoriam Tamara Wyss (1950-2016)
Tamara Wyss in Chongqing, 2002
Foto: privat, Fotografin: Lie Mei
Fotoausstellung in Chongqing, 2008
Fotos: privat
Tamara Wyss wurde am 29. April 1950 in Heidelberg geboren. Die Schuljahre verbrachte sie hauptsächlich in Darmstadt und 1970 fing sie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie ihre Ausbildung als Filmemacherin an, die sie 1974 abschloss. Einige Projekte auf den Cap Verde Inseln führten zu dem ersten größeren Dokumentarfilm, Zwischen Leid und Lachen, Wasser einmal am Tag (1983).
Das Interesse an China wurde früh von der Großmutter, Hedwig Weiss-Sonnenburg, vermittelt, in erster Hand durch ihre Kinderbücher, die in China in der Zeit vor und unter der nationalen Revolution (1911) spielen, z.B. Das Buch vom kleinen Chinesen Li und Pflaumenblüte und Kai Lin (das letztere übersetzt in viele Sprachen, Plum Blossom and Kai Lin). Aber auch viele der gesammelten Gegenstände aus China weckten ihr Interesse, wie ein Paar ganz kleine Stoffschuhe mit feiner Sohle, wie sie damals von vornehmen Frauen getragen wurden, kleine Holzfiguren, die Szenen aus dem Leben in China zeigen, und vieles anderes wie Bilder und Fotografien.
Tamara Wyss fing an, sich mit dem Nachlass der Großeltern in den 1980ger Jahren zu befassen, unter anderem mit den Filmen und den Fotografien ihres Großvaters Fritz Weiss. Das führte zu der Idee einer Fotoausstellung sowie des dokumentarischen Filmes, Die chinesischen Schuhe (2004). Erstmals wurden die Fotografien 2001 in einer Ausstellung in Chengdu der Öffentlichkeit präsentiert, ein Katalog mit den Bildern der Ausstellung wurde damals gedruckt. Eine weitere Ausstellung Beginn einer Beziehung fand 2008 in Chongqing statt. Der Bildband Gestern im Land von Ba und Shu (2009) wurde 2009 in Chengdu präsentiert. Hinter diesen Aktivitäten stand eine lange und mühevolle Arbeit, mit Recherchen zu der Geschichte der Bilder, Diskussion mit Kollegen aus China, um die beste Qualität der Fotografien wiedergeben zu können, und vieles mehr. Den besten Einblick zu dem Hintergrund der Bilder, der Zeit und deren Spiegelung in der Gegenwart vermittelt der Film, Die chinesischen Schuhe.
Tamara Wyss hat uns viel zu früh verlassen. Ihr mutiger Umgang mit Ihrer Krankheit hat auch uns Mut gegeben. Diese virtuelle Ausstellung mag uns an Ihr Leben und Schaffen erinnern.
Ramon Wyss
(Mai 2016)
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