ORTE

1

Shanghai

Straßenbild von Shanghai

2

Chongqing

Vor dem Stadttor

3

Chengdu

Hedwig Weiss in ihrer Sänfte in der Straße des Konsulats, März 1912

4

Yunnan-fu (Kunming)

Wahrscheinlich Einweihung des Konsulats


Quelle: Bacons Large Excelsior Atlas of the World, Karte: Asia and Europe (Ausschnitt), London: Bacon, ca. 1920. Signatur der Staatsbibliothek zu Berlin: IIIC 2° Kart. B 1858.


1 Shanghai

„Es war ein lauer, windstiller Abend. Wir fuhren den hell erleuchteten Bund entlang, einer hinter dem anderen her, in flinken Rikshas. Wie im Traum kam alles mir vor. Das Tuten der Autos, das Klingeln der Elektrischen klang an mein Ohr nicht viel anders wie zu Hause in Berlin. Aber daneben ein ungewohnten Anblick für mich, die von halbnackten, atemlosen Menschen gezogenen Wägelchen, an den Straßenecken der englischen Niederlassungen braune, indische Polizisten mit leuchtendem roten Turban und glänzendem schwarzen Backenbart, ponybespannte Equipagen, auf dem Bock weißgekleidete Kutscher mit spitzen Hüten und langem wehenden Zopf.“

(Hedwig Weiss-Sonnenburg. „Tagebuchblätter aus Chinas Revolutionszeit“. Gerechtigkeit: Monatshefte für Auswärtige Politik (1919), 697-706.)


2 Chongqing

„Nie werde ich meinen ersten Eindruck vergessen, als ich in der Sänfte in die Stadt hinaufgetragen wurde. Die Träger vor mir, deren heisere Stimmen „Dsao kai“ – Platz da! – schrien und dann in singendem Tonfall „Bangko“, wenn sie das Querholz der Tragestange wechselten. Vor ihnen liefen die zwei „Wachsoldaten“ des Konsulates. Sie stoben dahin, kleine eckige Kerle, die Brust heraus, den Kopf zurückgeworfen. Sie trugen so etwas wie eine blaue Uniform, auf der vorne da „da doguo lingse“ (grosser deutscher Konsul) gestickt war. Aber in das geradezu unbeschreibliche Gewimmel in den Straßen war trotzdem nicht allzu leicht eine Bresche zu schlagen. Verkäufer und Lastenschlepper wurden auf die Seite gestoßen, störrische Maulesel vertrieben, Frauen und Kinder gewarnt.“

(Hedwig Weiss-Sonnenburg, Memoiren Teil II China)




3 Chengdu

„Wie froh war ich, als am zweiten Abend die mächtigen Mauern Chengtu-fus vor uns auftauchten. Bald war das Ziel erreicht. Es ging über eine prächtige Brücke, die Marco-Polo Brücke (denn dieser erwähnt sie schon in seinem Reisebericht), dann durch das hohe Osttor. Ein paar Straßen weiter begrüßte uns das laute Knallen eines Feuerwerks, das ein lachender Chinese, neben uns herlaufend, abbrannte, Türen und Tore wurden aufgerissen, ein weiter blumengeschmückter Hof – wir waren angekommen.“

(Hedwig Weiss-Sonnenburg, Memoiren Teil II China)




4 Yünnan-fu (Kunming)

„Am Nachmittag des dritten Tages erreichten wir das 1800m hoch gelegene Plateau von Yünnan und fuhren in die Endstation der französischen Bahn: Yünnanfu ein. Hei, wehte der frische Bergwind uns um die Ohren, als wir aus dem Zuge steigen, grell, fast unerträglich, schien mir im ersten Augenblick das Sonnenlicht. Aber doch atmete ich tief auf, fühlte mich hier oben wie neu geboren. Auf dem kleinen Bahnhof dieses fremden Ortes erwartete uns aber auch ein Stückchen Heimat. Lump, Thora und Strick [die drei Hunde der Weissens] begrüssen uns hier freudig.“

(Hedwig Weiss-Sonnenburg, Memoiren Teil II China)