Die Südostasien-Sammlung der SBB-PK

Die Südostasien-Sammlung der Berliner Staatsbibliothek ist mit weit über 100 000 Bänden die umfangreichste Sammlung dieser Art in Deutschland und gehört zu den bedeutenden Südostasien-Sammlungen weltweit.

Südostasien, eine der heterogensten und dynamischsten Regionen der Erde, umfasst 4,5 Mio. km² und ist damit etwas größer als die Europäische Union (4,1 Mio km²). Zu Südostasien gehören 11 Länder, in denen rund 655 Mio. Menschen (ca. 8.5% der Weltbevölkerung) leben.

Geographisch wird die Region in Festland und Insel-Südostasien geteilt. Zu Festland-Südostasien gehören die drei indochinesischen Länder Vietnam, Kambodscha und Laos sowie Thailand und Myanmar (Burma), Peninsular Malaysia und Singapur. Zu den Ländern der Inselwelt zählen Indonesien, Teile Malaysias, Brunei, Osttimor und die Philippinen. Die Besonderheiten der Ethnien, der Kulturen und der Glaubensvorstellungen, der Wirtschaft, Politik und der Geschichte dieses Teils Asiens geben immense Impulse für die Entwicklung der gesamten Region. Die Diversität Südostasiens findet sich auch in der Vielfalt der Publikationen wieder.

Die Sammlung umfasst Publikationen aus allen 11 südostasiatischen Ländern. Neben einem breitgefächerten Angebot an westlichsprachiger Literatur über die einzelnen Länder sind besonders der umfangreiche Bestand an originalsprachiger Primärliteratur sowie die über 2000 Handschriften aus Südostasien hervorzuheben.

Festland-Südostasien

Myanmar

Die myanmarische Sammlung ist ein eher kleinerer Teil der Südostasien-Sammlung der Staatsbibliothek, und dennoch der größte myanmarische Bestand in Bibliotheken im deutschsprachigen Raum. Sie umfasst mehrere tausend gedruckte Publikationen und ca. 700 Handschriften. Zurückverfolgen lässt sich das Sammlungsbestreben bis in die frühen 1980er Jahre. Mit der 1983 erfolgten Festlegung eines bibliotheksintern genutzten Transliterationssystems, wurde der Grundstein für die Katalogisierung in myanmarischer Sprache gelegt. Erst seit 2015 wird die myanmarische Schrift bei der Katalogisierung verwendet. Alle neuen Einträge werden seitdem sowohl in Originalschrift als auch in Transliteration aufgenommen.

Ein großer Teil der Sammlung umfasst Publikationen des regen Literaturbetriebs Myanmars. Neben vielen Klassikern der belletristischen Literatur sind hier auch besonders Literaturzeitschriften zu erwähnen, in denen Kurz- und Fortsetzungsgeschichten publiziert werden. Eine große Anzahl von Romanen gibt Einblicke in die verschiedenen Lebenswelten der Burmesen. Im Roman Land unter dem Himmel (Muiḥ-ok-mre-praṅ, 1962) von Min Aung bspw. wird der bäuerliche Alltag beschrieben. Die Lebenswege verschiedener Frauen sind das Thema im Roman Kathit-Blüte – Ka-sac-panḥ (1963?) von Khin Hnin Yu. U Hla (Fremde Lebenswege – Ma-nīḥ-taị bha-va kha-rīḥ, 1971) und Maung Thara (Wer lockt uns die Katze heraus? – Kroṅ-kui bhay-sū khrū-chvai-peḥ-ma-lai, 1977) verarbeiten in ihren Büchern eigene Erfahrungen in burmesischen Gefängnissen in den 1950er Jahren. Auch der Unabhängigkeitskampf ist ein beliebtes literarisches Sujet wie z.B. in Viele Tage (Nẹ-poṅḥ myāḥ-cvā, 1972) von Soe Naing oder Unsere Kameraden von einst (Ta-khā-tunḥ-ka duị rai-bhō, 1963) von Min Shin.



In: Fytche, Albert: Burma past and present , 1878 (Digitale Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin)

Neben all diesen Romanen umfasst die Sammlung myanmarischer Bücher aber auch Werke aus vielen anderen Bereichen wie Literaturwissenschaft, Lyrik, Geschichte, Politik, myanmarisches Recht, Buddhismus, Kunst, Architektur, Ethnologie, Bildungswesen sowie Sprachwissenschaft und Grammatik.

Weitere Details und Informationen über myanmarischer Literatur können in diesem Blog-Beitrag nachgelesen werden.

Ebenfalls Teil des Bestandes der Staatsbibliothek ist die Fotosammlung des DDR-Diplomaten Otto Esche. Diese fast 20 000 Bilder umfassende Sammlung dokumentiert nicht nur den myanmarischen Alltag in den 1970er-Jahren, sondern bietet darüber hinaus viele Einsichten in die myanmarische Kultur. Darunter Detailaufnahmen der kunstvoll gestalteten Ornamente an Pagoden oder auch Fotografien einzelner Schrittfolgen myanmarischer Tänze.

Thailand

Die Thailand-Sammlung umfasst über 15000 Bücher, davon über 5000 in Thailändisch. Die ältesten Bücher wurden bereits im 19. Jahrhundert gedruckt. Einige stammen aus den Beständen des ehemaligen Seminars für Orientalische Sprachen, die die Staatsbibliothek übernommen hat. Die Neuerwerbungen stammen aus allen Bereichen der Geistes- und Sozialwissenschaften, besonders aus den Bereichen Geschichte, Ethnologie, Religion sowie Literatur und Sprachwissenschaften, zeitgenössische und buddhistische Kunst.

Die Staatsbibliothek besitzt auch ca. 250 Cremation Volumes (Nangsu anuson ngansop). Die thailändische Tradition der Herstellung von „Erinnerungsbüchern“ reicht bis in das Jahr 1880 zurück, als aus Anlass des Todes der Prinzessin Karnabhorn Bejaratana das erste Erinnerungsbuch herausgegeben wurde. Erinnerungsbücher werden von der Familie einer verstorbenen Person zusammengestellt und bei der Einäscherungszeremonie verteilt. Seit mehreren Jahrzehnten enthalten die mitunter mehrbändigen Werke neben der Dokumentation des privaten und beruflichen Lebens der Verstorbenen auch Nachdrucke von Publikationen der Verstorben (wie z.B. eigene Stücke des 1999 verstorbenen Komponisten und Nationalkünstlers Prasit Silpabanleng) oder Nachdrucke religiöser oder belletristischer Werke, Geschichtschroniken oder Sachliteratur (wie z.B. ein Handbuch über Medikamente und Krankheiten in dem Erinnerungsbuch der Krankenschwester Cholatip Sīsai).

Die Verbreitung von Literatur stellt im Buddhismus eine Form von tham bun (wörtlich: Verdienste machen) dar, um dadurch für sich selbst oder für andere gutes Karma zu sammeln. Für die Sozialwissenschaft sind diese Bücher eine reichhaltige Informationsquelle. Die meisten Bände, die die Staatsbibliothek besitzt, stammen aus den Jahren 1950 bis 2015.

Bitte wenden Sie sich an die Ostasienabteilung, wenn Sie diese Bücher einsehen möchten.

Das thailändische Königshaus hat auch in der modernen thailändischen Gesellschaft eine große Bedeutung. Die Staatsbibliothek besitzt eine Sammlung von mehr als 250 Publikationen zu unterschiedlichen Themen, die das thailändische Königshaus betreffen. Dazu gehören Biografien, Reden, Publikationen über Staatsbesuche und Reisen von Mitgliedern des Königshauses, besonders des 2016 verstorbenen König Bhumibol Adulyadej, Dokumentationen über seine zahlreichen königlichen Projekte im ganzen Land sowie Veröffentlichungen des Königs zu Lebensführung und Religion.

Als eine wichtige Primärquelle zum Studium der traditionellen Literatur Nordthailands steht den Nutzer*innen die Digital Library of Northern Thai Manuscripts zur Verfügung. Sie umfasst Digitalisate von mehr als 6000 Manuskripten, die thematisch von religiösen Texten, Chroniken, Astrologie, Gewohnheitsrecht, Grammatik bis hin zu Poesie, Jataka-Geschichten, epische Erzählungen und Volksmärchen reichen. Sie sind in den Sprachen Nordthailands (Lan Na), Tai Khuen, Tai Lue, Lao, Shan, Burmesisch und Pali und in verschiedenen Schriften verfasst.

2004 konnte die Staatsbibliothek ihren Thai-Bestand durch den Ankauf der Sammlung des Germanisten und Übersetzers thailändischer Literatur Christian Velder erweitern. Zu dieser Sammlung gehört auch eine größere Anzahl von Palmblatt-Manuskripten und Büchern in Kambodschanisch. Ebenfalls von großem Wert für den Aufbau des Thai-Bestands war die Erwerbung der über 500 Bände umfassenden Sammlung Josef Rohrers, der nach Beendigung seiner Tätigkeit im Bundessprachenamt in Thailand lebte und arbeitete und der Fachwelt durch sein Deutsch-Thai-Wörterbuch bekannt ist.

Im Orient- und Ostasienlesesaal im Haus am Potsdamer Platz finden Nutzer*innen unter anderem eine große Auswahl thailändischer Wörterbücher und die mehr als 60 Bände umfassende Enzyklopädie der Thai-Kultur.

In der Handschriftensammlung befinden sich ca. 200 Handschriften in Thai und ca. 100 Handschriften in Nord-Thai.

Laos

Die Laos-Sammlung umfasst ca. 3000 Bände, darunter befinden sich ca. 1000 Bände in Laotisch. Aufgrund der schwierigen informations- und Beschaffungssituation, wurde erst seit 2005 systematisch Literatur in Laotisch gesammelt. Der Buchmarkt ist bis heute relativ klein.

Der Laos-Bestand dokumentiert vielfältige Aspekte der Entwicklung des Landes. Man findet z.B. frühe Expeditionsberichte aus dem 19. Jahrhundert, Texte über die Lehre des Buddhismus und animistische Glaubensvorstellungen. Auch das berühmte hinduistische Epos Ramayana in laotischer Fassung befindet sich in der Sammlung. Veröffentlichungen der Regierung und der Laotischen Revolutionären Volkspartei vermitteln einen Eindruck von der Struktur des politischen Systems nach dem früheren Ostblockmodell im Spannungsverhältnis mit marktwirtschaftlicher Realität.

Eine bedeutende Primärquelle zu der reichen literarischen Tradition Laos, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht, ist die Digital Library of Lao Manuscripts. Sie enthält über 12000 digitalisierte Texte, meist Palmblattmanuskripte, in unterschiedlichen Sprachen (Lao, Lan Na, Tai Lue, einige in Tai Nuea, Tai Dam u.a.) und Schriften aus den Bereichen Buddhismus, Volkserzählungen, Jatakas, didaktische Literatur, Chroniken, Astrologie, Gesetzestexte u.a. In der Handschriftensammlung der Staatsbibliothek befinden sich ca. 50 Handschriften in Laotisch.

Kambodscha



In: Einzelhandschrift in Khmer- und Thai-Schrift : Astrologie , 18XX (Digitale Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin)

Zu Kambodscha verfügt die Staatsbibliothek deutschland- und europaweit über die umfangreichsten Bestände in Originalsprache. Von den über 5000 Bänden sind rund 3000 Bände in Khmer (Kambodschanisch). Systematisch und regelmäßig werden Neuerscheinungen in Khmer seit Mitte der 1990er Jahre erworben. Doch auch schon davor wurde Khmer-Literatur gesammelt.

Besonders hervorzuheben ist eine große Zahl von Romanen aus den 1960er Jahren bis zur Gegenwart. Die Romane aus den 1960er und 1970er Jahren stammen größtenteils aus der Sammlung des Khmeristen Rüdiger Gaudes, der Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre an der Universität in Phnom Penh Deutsch unterrichtete und damals begann Khmer zu lernen. Viele dieser Romane widerspiegeln das Leben in der Lon-Nol-Zeit von 1970-75, in der der Vietnamkrieg auf Kambodscha ausgedehnt wurde. Die Themen der Romane der 1980er Jahre sind überwiegend Liebe und Leben in Zeiten des Bürgerkriegs nach der Zeit der Roten Khmer, mehr oder weniger durchsetzt mit politischer Propaganda der 1980er Jahre. Ein Beispiel dafür ist der Autor Nan Chan. Ab den 1990er Jahren wurden besonders durch die Verlage Sri Punatan und Banteay Sri zahlreiche alte Romane nachgedruckt, die teilweise erworben wurden. Die Werke der produktiven Schriftstellerinnen Pal Vannariraks, Mao Samnang und Ouk Samnang der 1990er-2000er Jahre gehören genauso zum Bestand wie die der jungen Schriftsteller*innen der Gegenwart wie z.B. Thoeun Vuthy, Meysan Sotheary.

Besonders in den 1990er Jahren als sich der kambodschanische Buchmarkt in seiner Vielfältigkeit  zu entwickeln begann, hat die Staatsbibliothek zahlreiche Publikationen aus dem Bereich der grauen Literatur erworben, vor allem Publikationen von NGOs zu den Themen Menschenrechte, Demokratisierung, Korruption, soziale Situation der Arbeiter, Umweltfragen, aber auch Berichte, Gesetzestexte, Statistiken, Forschungsberichte, die von Universitäten, Organisationen, Parteien, Ministerien herausgegeben wurden.

Die Staatsbibliothek besitzt eine komplette Tripitaka-Ausgabe in Pali mit Khmer Übersetzung. Es handelt sich um den 1994 erschienenen Nachdruck der erstmals 1969 vom Buddhistischen Institut veröffentlichten Ausgabe (110 Bände). Außerdem befinden sich ca. 90 Khmer-Palmblattmanuskripte im Besitz der Staatsbibliothek.

Vietnam

Die Sammlung zu Vietnam ist unter den südostasiatischen Sammlungen mit über 20 000 Bänden, davon allein über 11 000 Bände in vietnamesischer Sprache, neben der Indonesien-Sammlung die umfangreichste. Das hängt u.a. damit zusammen, dass der Buchmarkt in Vietnam recht gut entwickelt ist und langjährige Beziehungen zum vietnamesischen Buchhandel bestehen.

Die Anfänge der Sammlung gehen auf eine Schenkung des vietnamesischen Gelehrten Truong Vinh Ký (1837-1898) zurück. Der Schriftsteller und Übersetzer, der selbst über 100 Werke verfasste und sich besonders für die Verbreitung des Chữ Quốc Ngữ, der romanisierten Schreibweise des Vietnamesischen, die bis heute verwendet wird, einsetzte, schenkte der damaligen Königlichen Bibliothek zu Berlin 1892 einen Teil der von ihm verfassten Schriften.

In der Sammlung befinden sich sowohl frühe Reiseberichte aus dem 17. und 18. Jahrhundert, in denen Vietnam Erwähnung findet, als auch Dokumente aus der französischen Kolonialzeit (1867/1884-1954). Der Fokus der Sammlung liegt jedoch auf der modernen Zeit. Ab den 1950er/1960er Jahren wurde die Sammlung systematisch aufgebaut. Zahlreiche vietnamesische und westliche Publikationen befassen sich mit dem Vietnamkrieg und anhaltend viele vietnamesische Publikationen mit dem Nationalhelden Hồ Chí Minh. Im Bestand befindet sich auch das mit 15 Bänden in Hanoi erschienene umfangreichste Nachschlagewerk zur Geschichte Vietnams von den Anfängen bis zur Gegenwart (Lịch sử Việt Nam, Hà Nội, Nhà xuất bản Khoa học xã hội, 2017). Zahlreiche Publikationen befassen sich mit den ethnischen Minderheiten Vietnams wie den Tai-Kadai-Völkern, den Muong, Hmong, Khmer, Cham, Ra-glai, Gia-rai u.a.



In: L’art indo-chinois von Albert de Pouvourville, Paris, Ancienne Maison Quantin, 1894 (Digitale Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin)

Zu der umfangreichen Sammlung literarischer Werke gehören vietnamesische Romane, Lyrik-Bände und Kurzgeschichten bekannter Schriftsteller wie z.B. Vũ Trọng Phụng, Nguyên Hồng, Ma Văn Kháng, Nam Cao, Nguyễn Huy Thiệp, Chu Lai, Hồ Anh Thái, Y Ban, Nguyễn Ngọc Tư, Lê Minh Khuê, Nguyễn Bình Phương, Bảo Ninh.

Neben einer Anzahl vietnamesischer Zeitungen und Zeitschriften aus Vietnam wie z.B. Công Báo (das Amtsblatt Vietnams), Đài đoàn kết (das Zentralorgan der Nationalen Front), Nghiên cứu lịch sử (Zeitschrift für Geschichtsforschung), Ngôn ngữ (Zeitschrift für Sprachwissenschaft), Tạp chí Hán Nôm (Zeitschrift für die Han Nom-Schrift), Dân tộc học (Ethnografische Studien) steht registrierten Nutzer*innen auch der Online-Zugang zu dem renommierten Journal of Vietnamese Studies, Berkeley, California zur Verfügung.

Singapur

Die Staatsbibliothek hat ca. 1500 Titel zu Singapur. Das sind Publikationen aus den Bereichen Geschichte, Politik, Wirtschaft, Geopolitik, Kunst, Religion, ethnische Beziehungen und Literatur. Die überwiegende Mehrzahl der Bücher sind in Englisch, Es gibt auch eine Anzahl von Titel in Chinesisch, was neben Englisch, Malaiisch und Tamil in Singapur Amtssprache ist. Darunter befindet sich eine mehrbändige Ausgabe der Werke des Schriftstellers und Dramatikers Kuo Pao Kun (The complete works of Kuo Pao Kun, Xin jia po, 2005-2012).

In Singapur befindet sich das ISEAS – Yusof Ishak Institut, eines der führenden Südostasien-Forschungszentren und Herausgeber von wissenschaftlichen Büchern und Zeitschriften zu politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Südostasien und dem asiatisch-pazifischen Raum. CrossAsia bietet registrierten Nutzer*innen den Zugang zu über 750 E-Books aus den Jahren 1980-jetzt. Neuerscheinungen werden regelmäßig lizenziert. Zu den Publikationen über ganz Südostasien gehören u.a. Länderstudien, Veröffentlichungen über die ASEAN sowie die Reihen „Trends in Southeast Asia“ und „Southeast Asian Affairs“. [ISEAS Titelliste]

Für Leser, die sich für Konzepte der Entwicklung des Staates Singapur interessieren, sind die Reden und Interviews des Staatsgründers Lee Kuan Yew von 1950-2011 eine Fundgrube (The papers of Lee Kuan Yew: speeches, interviews and dialogues. National Archives of Singapore).

Insel-Südostasien

Malaysia



In: Skeat, Walter William: Malay magic : being an introduction to the folklore and … , 1900 (Digitale Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin)

Der Buchmarkt in Malaysia umfasst jährlich ca. 20 000 Publikationen in malaiischer Sprache. Die malaysische Sammlung der Staatsbibliothek umfasst viele Publikationen wissenschaftlicher Literatur, v. a. aus den Bereichen Ethnologie, Kunst, Architektur, Literatur- und Sprachwissenschaften. Politikwissenschaftliche Werke bilden einen besonderen Schwerpunkt: Dazu zählen nicht nur Biographien der bedeutendsten Politiker*innen und politischen Theoretiker*innen Malaysias sondern auch Analysen von Wahlgeschehen und politischen Veränderungen in der jüngeren Geschichte des Staates.

Religiöse Literatur nimmt einen größeren Teil der Sammlung ein: die Spanne reicht hier von Koranexegese und Hadithinterpretationen über islamische Philosophie bis hin zu Querschnittsbereichen wie islamisches Recht, Theorien islamischer Politik oder islamisches Finanzwesen.

Auch für an der Geschichte Malaysias Interessierte hat die Sammlung einiges zu bieten. Gerade in jüngster Zeit hat sich das digitale Angebot, das CrossAsia seinen Nutzer*innen macht, erweitert: Ein besonderes Beispiel hierfür ist die von Adam Matthew Digital publizierte Datenbank Foreign Office Files for South East Asia, 1963-1980. Die Datenbank besteht aus den beiden Teilen Cold War in the Pacific, Trade Relations and the Post-Independence Period, 1963-1966 und Foundations of Economic Growth and Industrialisation, 1967-1980. Nutzer*innen von CrossAsia können die Sammlung hier abrufen.

Diese Sammlung von Korrespondenzen, politischen Reden, Verwaltungsschreiben und Presseberichten nimmt den Staat Malaysia ausgehend von seiner Gründung 1963 in den Fokus und zeichnet ein historisches Bild der Entwicklung des jungen, postkolonialen Staates in den ersten zwei Jahrzehnten nach Staatsgründung. Der Konflikt zwischen Indonesien und Malaysia infolge der Staatsgründung und Themen wie Handel, Wirtschaftsentwicklung, autoritäre Herrschaft sowie Kommunismus und Ost-West-Konflikt stehen im Fokus der Kollektion. Sie ermöglicht darüber hinaus einen Einblick in die politischen und ökonomischen Herausforderungen der Industrialisierung der Region in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Während bei den Verkaufszahlen im belletristischen Bereich des malaysischen Buchmarkts vor allem Liebesromane dominieren, ist der Anteil an fiktionaler Literatur in der malaysischen Sammlung der Staatsbibliothek eher geprägt von historischen Romanen und Abenteuererzählungen. Die thematische Bandbreite ist dabei äußerst divers, als Beispiele seien erwähnt: das Leben chinesischer Piraten, die die Straße von Melakka unsicher machen oder der Überlebenskampf in einer Zombieapokalypse.

Etwa 135 malaiische Handschriften sind im Katalog der Handschriftensammlung verzeichnet. Sie alle sind in der auf dem arabischen Alphabet basierenden Jawi-Schrift verfasst.

Brunei

Der Buchmarkt in Brunei ist besonders klein. Regelmäßig können nur wenige Publikationen erworben werden. Besonders herausstechend aus der Brunei-Sammlung sind die vielen Werke über das Sultanat selbst, überwiegend Informationen aus der Touristikbranche oder Bildbände, die das Land und seine Monarchie in Bildern festzuhalten suchen.

Indonesien



Figuren des Wayang-Puppentheaters

In: Lith, Pieter Antonie: Nederlandsch Oost-Indië , 1894 (Digitale Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin)

Die Sammlung indonesischer Publikationen beinhaltet Publikationen aus sämtlichen geisteswissenschaftlichen Themengebieten. Die große Mehrheit davon wird in Bahasa Indonesia publiziert. In einem geringen Umfang beinhaltet die Sammlung auch Publikationen in anderen regionalen Sprachen wie Javanisch, Sundanesisch, Balinesisch, Acehnesisch oder Batak. Hervorzuheben sind hier die große Bandbreite an ethnologischen Werken über das Leben in den vielen Gesellschaften, die die Inseln des Archipels bewohnen, sowie an islamischer Literatur, insbesondere Interpretationen und Auslegungen von Koran und Hadithen.

Neben der wissenschaftlichen Fachliteratur in indonesischer Sprache, liegt ein weiterer Schwerpunkt der Sammlung auf der belletristischen Literatur des Landes. Auch hier sammelt die Bibliothek weiterhin am Puls der Zeit: bspw. sind von den 44 bis dato erschienen Romanen des gefeierten indonesischen Autors Tere Liye 17 im Bestand der indonesischen Sammlung aufgenommen. In seinen Büchern erzählt er oft fantastische Geschichten mit jugendlichen Protagonisten. Bulan handelt von dem 15-jährigen Jungen Seli, der insgeheim über magische Kräfte verfügt und mit seinen bloßen Händen Blitze erzeugen kann. Und in Bumi spielt Selis Freundin Raib die Hauptrolle. Sie muss nur mit den Händen ihre Augen verschließen, um unsichtbar zu werden. Tere Liyes Bücher, die nicht ausschließlich für ein jugendliches Publikum geschrieben sind, beziehen sich oft aufeinander oder bilden ganze Bücherreihen oder gar Fortsetzungsromane.

Ebenfalls zur indonesischen Sammlung gehört ein Bestand von ca. 700 Handschriften. Etwa die Hälfte dieser Handschriften ist in javanischer Sprache verfasst. Der Rest verteilt sich auf die Sprachen Malaiisch, Acehnesisch, Balinesisch, Sundanesisch, Batak und Lampung. Ein Team indonesischer Expert*innen begann 2016 mit der Katalogisierung der Handschriften. Das Ergebnis ist ein 900-seitiger Gesamtkatalog der indonesischen Handschriften der Staatsbibliothek zu Berlin. Ein Teil der dort erfassten Handschriften wurde zwischenzeitlich digitalisiert und kann nun im Katalog der digitalisierten Handschriften eingesehen werden. Dies lohnt sich übrigens auch für all jene, die der javanischen Sprache nicht mächtig sind, denn die farbenfrohen und künstlerisch wertvollen Illustrationen allein versetzen einen bereits ins Staunen.

Gräbt man etwas tiefer in der Sammlung, stößt man auch auf besondere Fundstücke, die man nicht direkt dort vermuten würde. Eine kleine Mikrofichekollektion dokumentiert z.B. Erlässe und Beschlüsse regionaler Behörden sowie andere Verwaltungsakte im Indonesien der 1970er Jahre.

Osttimor

Die Sammlung über Osttimor wird dominiert von westlichsprachiger Forschungsliteratur aus sämtlichen Disziplinen der Geistes- und Sozialwissenschaften. Unter den in Osttimor verlegten Büchern im Bestand befinden sich einige wenige Wörter- und Lehrbücher der Amtssprache Tetum. Osttimoresische Publikationen erscheinen vielfach in portugiesischer Sprache, die ihren Status als Amtssprache und Lingua Franca seit der Kolonialherrschaft der Portugiesen bewahren konnte.

Philippinen

Der Philippinen-Bestand umfasst rund 3000 Bände, die meisten davon in Englische, einige in Spanisch, ca. 400 in Tagalog. Es gibt auch eine kleine Auswahl an Büchern in einigen der vielen anderen auf den Philippinen gesprochenen Sprachen wie z.B. in Cebuano, Bikol, Ilokano oder Hiligaynon.

Thematische Schwerpunkte in der Sammlung sind: die philippinische Revolution Ende des 19. Jahrhunderts, der philippinische Nationalheld José Rizal (1861-1896), die Rolle der Amerikaner auf den Philippinen, der 2.Weltkrieg und die Rolle Japans, philippinische Arbeitsmigrant*innen, interethnische Beziehungen (Chinesen u.a. ethnische Gruppen) und religiöse Konflikte in verschieden Teilen der Philippinen.

Einen Überblick über die ethnischen Gruppen auf den Philippinen gibt das 15-bändige Werk „Katutubo, profiles of Philippine cultural communities“ (Hrsg.: National Commission on Culture and Arts (Philippines), Manila, 2009).

Unter den Neuerwerbungen zur Politik und Wirtschaft der Philippinen befinden sich viele Publikationen zu Reformen des politischen Systems, Menschenrechten, zur wachsenden Rolle Chinas in der Region, zu Umwelt und Klimawandel.

Aus alten Akzessionsjournalen geht hervor, dass die damalige Preußische Staatsbibliothek Berlin im Jahr 1931 ca. 300 Bände aus der Bibliothek Ferdinand Blumentritts (1853-1913), einem österreichischen Gymnasiallehrer, Philippinen-Kenner und Freund des philippinischen Schriftstellers José Rizal, erworben hat. Bis heute ist Blumentritt im Bewusstsein der philippinischen Bevölkerung präsent, da nach ihm in Manila Straßen, Plätze und Haltestellen benannt wurden. Sein Interesse an den Philippinen war sehr breitgefächert, wovon seine Sammlung mit Büchern aus den Bereichen Geografie, Landwirtschaft, Verwaltung, Christentum, Volksbräuchen, Volksmusik, Sprachen u.a. zeugt. Die Bücher stammen überwiegend aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und sind im Online-Katalog der Staatsbibliothek verfügbar. Teilweise wurden sie bereits digitalisiert und befinden sich in der Digitalisierten Sammlung der Staatsbibliothek.



Ausschnitt des Akzessionsjournals der Blumentritt-Käufe, 1931-1932

Bibliographie / Quellen