Die preußische Expedition in Japan 1860/61

Im Jahr 2021 jährt sich die Unterzeichnung eines Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrags zwischen Preußen und Japan zum 160. Mal. Aus Anlass des Jubiläums „160 Jahre deutsch-japanische Beziehungen“ entstand dieses Themenportal, welches die Reise der preußischen Expedition und die Verhandlungen mit der Shogunats-Regierung in Japan 1860/61 schildert. Der Gesandte, Graf Friedrich zu Eulenburg, hatte nach mehreren Monaten diplomatischen Ringens die Vereinbarung zu einem Abschluss gebracht. Der Vertrag war ganz nach dem Vorbild der zuvor mit anderen westlichen Ländern geschlossenen gestaltet. Er zählt zur Gruppe der ungleichen Verträge, die sehr zum Nachteil von Japan waren, da Japan aufgrund dieser Abkommen einen Teil seiner staatlichen Souveränität verlor.

Während ihres Aufenthaltes in Japan erwarben die Expeditionsteilnehmer auch Bücher, Landkarten und Bildrollen, die für die damalige Königliche Bibliothek – die heutige Staatsbibliothek zu Berlin (SBB-PK) – bestimmt waren. Später fanden weitere Stücke aus dem Besitz oder Nachlass von Teilnehmern der Gesandtschaft ihren Weg in die Königliche Bibliothek. Diese Werke markieren den eigentlichen Beginn der japanischen Sammlung. Gut 100 Titel von ihnen sind heute noch erhalten. Die historische Japan-Sammlung inklusive der Titel, die auf die Expeditionsteilnehmer zurückgehen, kann in den Digitalisierten Sammlungen der SBB-PK eingesehen werden. Ausführliche Informationen zu den Anfängen der Japan-Sammlung der SBB-PK finden Sie im entsprechenden Themenportal.

Die folgende Darstellung der Reise der Gesandtschaft beruht, sofern nicht anders angegeben, auf der Schilderung von Albert Berg in „Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen“ (Berlin, 1864-1873, 4 Bde).

Ankunft

Hinreise und Ankunft in Japan



Friedrich Albrecht Graf zu Eulenburg (Aufnahmedatum um 1865)
Bildnachweis: bpk / Loescher und Petsch

Mitte des 19. Jahrhunderts entschloss sich Preußen, eine Gesandtschaft nach China, Japan und Siam (heute: Thailand) zu entsenden, um mit diesen Ländern Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsverträge abzuschließen und sie in wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Hinsicht zu erforschen. Hintergrund dafür waren sowohl handels-, als auch machtpolitische Interessen Preußens. Da man vereinbart hatte, dass die Verträge auch die Zollverein-Staaten, die Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck sowie die Großherzogtümer Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin umfassen sollten, trat Preußen als Schutzmacht deutscher Handelsinteressen auf und sandte so ein deutliches Signal an die anderen europäischen Großmächte.

Die Niederlande, Großbritannien, Frankreich, Russland und Amerika hatten bereits Verträge mit Japan geschlossen und sich so eine Basis im Asienhandel geschaffen, wohingegen deutsche Kaufleute in Japan nur illegal unter dem Schutz anderer Nationen agieren konnten. Auch wenn China potentiell als der ergiebigere Markt angesehen wurde, war ein Abkommen mit Japan doch sehr wünschenswert, denn es würde den dort bereits aktiven deutschen Kaufleuten eine sichere, rechtliche Grundlage verschaffen und mehr Flexibilität im Asienhandel allgemein ermöglichen. Zur damaligen Zeit durften deutsche Schiffe japanische Häfen nur anlaufen, wenn sie sich in einer Notlage befanden.

Um ein möglichst repräsentatives Auftreten der Gesandtschaft zu ermöglichen, wurde ein Expeditionsgeschwader zusammengestellt, bestehend aus vier Schiffen, unter dem Oberkommando des Kapitäns zur See, Sundewall, der für die Dauer der Expedition in den Rang eines Kommodore erhoben worden war:

  • Dampferkorvette Arkona mit 319 Mann Besatzung
  • Segelfregatte Thetis mit 333 Mann Besatzung
  • Schoner Frauenlob mit 41 Mann Besatzung
  • Transportschiff Elbe mit 47 Mann Besatzung

Die Gesandtschaft bestand, soweit es keine Marineangehörigen waren, aus den folgenden Personen: Die Leitung lag bei dem Außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister bei den Höfen von China, Japan und Siam (heute: Thailand), Friedrich Albrecht Graf zu Eulenburg (1815-1881). Begleitet wurde er vom Legationssekretär Carl Friedrich Pieschel (1821-1906) und den drei Gesandtschafts-Attachés Max von Brandt (1835-1920), Theodor von Bunsen (1832-1892) und August Graf zu Eulenburg (1838-1921), seinem Neffen. An Forschern nahmen teil der Botaniker Max Wichura (1817-1866), der Zoologe Carl Eduard von Martens (1831-1904) und der Geologe Ferdinand Freiherr von Richthofen (1833-1905). Als landwirtschaftlicher Sachverständiger fungierte Hermann Maron (1820-1882) und als botanischer Gärtner Otto Schottmüller (?-1864). Um die Expedition zu dokumentieren, waren der Maler Albert Berg (1825-1884), der Zeichner Wilhelm Heine (1827-1885) und der Fotograf Carl Bismarck (1839-1879, ein unehelicher Sohn von Friedrich Albrecht Graf zu Eulenburg) beauftragt worden. Da sich Bismarck als wenig versiert entpuppte, wurden in Japan noch John Wilson und August Sachtler als weitere Fotografen verpflichtet. Die wirtschaftlichen Interessen vertraten die preußischen Kaufleute Friedrich Wilhelm Grube, Carl Jacob (teilweise auch: Jakob) und Kommerzienrat Fritz Wolff (teilweise auch: Wolf) sowie als Bevollmächtigter der sächsischen Handelskammer der Kaufmann Gustav Spieß (teilweise auch: Spiess). Als Arzt wurde erst unterwegs in Ceylon Dr. Robert Lucius (1835-1914, 1888 zum Freiherrn Lucius von Ballhausen ernannt) als weiteres Mitglied in die Gesandtschaft aufgenommen.

Die Ausrüstung, Geschenke und Warenmuster wurden mit den Schiffen auf dem Seeweg nach Singapur transportiert, welches alle vier Schiffe bis August 1860 erreichten. Von den Expeditionsmitgliedern war jedoch die Mehrzahl auf dem Landweg über Suez und Ceylon (heute: Sri Lanka) bis nach Singapur gereist. Erst dort formierte sich die Gesandtschaft für die Weiterfahrt neu und richtete sich auf den Schiffen Arkona und Thetis ein.

Die ursprüngliche Planung hatte vorgesehen, von Singapur zunächst nach China aufzubrechen, aber wegen der unsicheren politischen Lage dort – China befand sich mit England und Frankreich in dem heute so genannten Zweiten Opiumkrieg – beschloss man, sich zunächst nach Japan zu wenden. Die Elbe musste zunächst für Reparaturarbeiten in Singapur zurückbleiben. Die drei Kaufleute Jakob, Grube und Wolff verweilten mit der Elbe in Singapur, da sie dort ihre Warenmuster vorlegen wollten. Die Arkona, die Thetis und die Frauenlob stachen am 12. bzw. 13. August 1860 in Richtung Japan in See. Nach knapp einem Monat erreichten zwei der Schiffe, die Arkona und die Thetis, am 4. bzw. am 14. September ihr Ziel, den Hafen von Edo. Das dritte Schiff jedoch, die Frauenlob, ging unglücklicherweise mit ihrer gesamten Besatzung in einem Taifun am 2. September kurz vor Erreichen der japanischen Küste unter.



Gruppenbild der Expeditionsmitglieder: hinten v.l.n.r: Gustav Spieß, Albert Berg, Mitte v.l.n.r.: Wilhelm Heine, Max von Brandt, Gesandter Friedrich Albert Graf zu Eulenburg, vorne v.l.n.r.: Dr. Robert Lucius, Attaché August Graf zu Eulenburg, Theodor von Bunsen
Bildnachweis: Gustav Spieß. Die preußische Expedition nach Ostasien während der Jahre 1860-62. Berlin [u.a.]: Spamer, 1864 (Signatur: Un 5276a)

Die Lage, die die Gesandtschaft in Japan vorfand, war schwierig, denn die zuvor abgeschlossenen Verträge mit Amerika, Großbritannien, Frankreich, Russland und den Niederlanden hatten sich als sehr nachteilig für Japan erwiesen. Diese so genannten „ungleichen Verträge“ räumten Ausländern Exterritorialität ein, d.h. Angehörige der Vertragsstaaten unterlagen nicht der japanischen Gerichtsbarkeit, sondern wurden bei Vergehen in Japan vor Konsulargerichte ihrer Heimatländer gestellt. Ebenso waren die Zölle vertraglich geregelt, wodurch Japan seine Zollhoheit verlor und seine einheimischen Waren nicht mehr wirksam schützen konnte. Außerdem führten die Bestimmungen bezüglich des Tauschs von Münzen zu einer Übervorteilung der Japaner. Die Einmischung der Fremden wurde als Bevormundung empfunden und die aufgrund der Geldabwertung mit den Verträgen einhergehenden Preissteigerungen sorgten ebenso für Unmut. Insbesondere in Kreisen der Samurai war Fremdenfeindlichkeit weit verbreitet und unter dem Motto „Verehrt den Kaiser, vertreibt die Barbaren“ (尊王攘夷, sonnō jōi) formierte sich eine Bewegung, die letztlich in der Meiji-Restauration zum Sturz der Shogunats-Regierung führen sollte. Aus Sorge vor Aufständen im eigenen Land war die Bereitschaft der japanischen Regierung, weitere Verträge abzuschließen nur gering. Auch der preußische Vertrag von 1861 folgte dem Muster dieser „ungleichen Verträge“. Bis eine Revision der Verträge ausgehandelt werden konnte, dauerte es sehr lange und erst mit dem Wiedererlangen der Zollhoheit 1911 gewann Japan seine volle staatliche Souveränität wieder.

Wenige Tage nach der Ankunft in Edo, am 8. September 1860, ging der Gesandte Eulenburg feierlich von Bord der Arkona und begab sich unter klingendem Spiel der Kapelle in die Unterkunft in Akabane, die ihm von der japanischen Seite zur Verfügung gestellt worden war. Der Zug der Gesandtschaft mit seinen Seesoldaten und Matrosen fand wegen des schlechten Wetters nicht so viel Publikum wie erhofft. Im Hof wurde als erstes die preußische Flagge gehisst und so die Unterkunft in Besitz genommen. Da nicht alle Mitglieder der Gesandtschaft in dem Gebäude Platz fanden, nahmen einige auch Quartier in Yokohama und Kanagawa. In dem bereits für den Handel geöffneten Hafen von Yokohama hatten sich die ausländischen Kaufleute angesiedelt, während die diplomatischen Vertreter der ausländischen Mächte ihren Sitz in Kanagawa hatten.

Direkt benachbart zur einstigen Unterbringung der preußischen Gesandtschaft in Akabane liegt heute der kleine Iikura-Park (Minato-ku, Higashi Azabu 1-28-8). Dort sind zwei Informationstafeln mit einem historischen Stadtplan aufgestellt, aus dem die damalige Lage der Unterkunft hervorgeht. Die eigentliche Stelle, an der sich die Unterbringung in Akabane (Akabane setsugūsho, Akabane ōsetsusho) befunden hat, ist heute mit Wohngebäuden bebaut.



Einzug der preußischen Gesandtschaft in Edo
Bildnachweis: Gustav Spieß. Die preußische Expedition nach Ostasien während der Jahre 1860-62. Berlin [u.a.]: Spamer, 1864, ungez. zwischen S. 140/141 (Signatur: Un 5276a)



Hissen der preußischen Flagge in der Unterkunft in Akabane
Bildnachweis: Gustav Spieß. Die preußische Expedition nach Ostasien während der Jahre 1860-62. Berlin [u.a.]: Spamer, 1864,  S. 139 (Signatur: Un 5276a)



Ansicht des Iikura-Parks
Aufnahme vom 17.02.2011, SBB-PK/Ursula Flache



Informationstafel zur Unterbringung Akabane setsugūsho
Aufnahme vom 17.02.2011, SBB-PK/Ursula Flache



Informationstafel mit historischem Stadtplan
Aufnahme vom 17.02.2011, SBB-PK/Ursula Flache



Ausschnitt aus dem historischen Stadtplan, welcher die Lage der Unterkunft in Akabane direkt neben dem Iikura-Park zeigt
Aufnahme vom 17.02.2011, SBB-PK/Ursula Flache

Verhandlungen

Beginn der Verhandlungen

Das Procedere bei den Gesprächen war sehr aufwändig und zeitintensiv, da aufgrund der Sprachbarriere nicht direkt verhandelt werden konnte. Niemand in der Gesandtschaft beherrschte Japanisch; auf japanischer Seite sprach niemand Deutsch. Vielmehr diente bei jedem Gespräch, bei jedem Austausch von Dokumenten das Niederländische als Mittlersprache. Auch von dem Vertrag wurden letztlich drei Fassungen, auf Deutsch, Niederländisch und Japanisch erstellt, und es wurde vereinbart, dass im Streitfall die niederländische Fassung die gültige sein solle. Als Vermittler nahmen die Dolmetscher und Übersetzer also eine zentrale Rolle ein. Für die Dauer der Verhandlungen stellte der amerikanische Ministerresident, Townsend Harris (1804-1878), seinen Dolmetscher, den Niederländer Henry Heusken (1832-1861), den Preußen zur Verfügung. Heusken hatte bereits beim Abschluss des amerikanischen und des englischen Vertrages mitgewirkt und erwarb sich durch seine offene, freundliche Art sehr schnell das Vertrauen der Preußen. Auf japanischer Seite fungierte Moriyama Takichirō (森山多吉郎, 1820-1871) als Dolmetscher, der ebenfalls an den Verhandlungen mit dem amerikanischen Commodore Matthew Perry (1794-1858) im Jahr 1854 beteiligt gewesen war.

Noch am Tag seiner Ankunft in Akabane, machten die beiden Auslandskommissare (外国奉行, gaikoku bugyō), Sakai Oki no kami (= Sakai Tadayuki, 酒井隠岐守 = 酒井忠行, Lebensdaten unbek.) und Hori Oribe no Shō (auch Hori Oribe no kami = Hori Toshihiro, 堀織部正 = 堀利煕, 1818-1860), Eulenburg ihre Aufwartung. Sie versuchten, den Gesandten sogleich zu Verhandlungen mit ihnen zu bewegen, aber Eulenburg bestand auf direkten Gesprächen auf Regierungsebene. Ihm war bewusst, dass die Auslandskommissare von ihrer Stellung her keine gleichrangigen Ansprechpartner für ihn darstellten. Auch die nächsten beiden Treffen mit Sakai und Hori am 10. und 13. September vergingen mit höflichen Plaudereien und kulinarischen Genüssen.



Gruppenfoto aus dem Tempel Zenpukuji, in dem die amerikanische Botschaft untergebracht war, darunter auch Dolmetscher Heusken (Vierter von links) und Ministerresident Harris (Fünfter von rechts)
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Shimoda Kaikoku Hakubutsukan (Shimoda History Museum)

Am 14. September kam es schließlich zur ersten Begegnung von Eulenburg mit Andō Tsushima no kami (=Andō Nobumasa, 安藤対馬守 = 安藤信正, 1820-1871), der als Mitglied des „Rats der Senioren“ (老中, rōjū) im Namen der Shogunats-Regierung die Verhandlungen führte. Das erste Treffen der beiden in der Residenz von Andō wurde mit großem protokollarischen Aufwand zelebriert. Andō legte dem Gesandten die Nachteile dar, die die bisherigen Verträge Japan gebracht hätten, und drückte mit Bedauern aus, dass deshalb kein weiterer Vertragsabschluss in Frage käme. Eulenburg argumentierte dagegen, dass Preußen nicht gegenüber den anderen westlichen Mächten benachteiligt werden dürfe und je mehr Verträge Japan abschließen würde, desto schneller würde sich die Situation normalisieren. Da beide Seiten auf ihrem Standpunkt beharrten, trennte man sich ergebnislos. Es wurde nur vereinbart, dass die Auslandskommissare in einigen Tagen nochmals den japanischen Standpunkt erläutern würden.

Wie verabredet erschienen am 18. September Sakai und Hori wieder bei Eulenburg. Sie wiederholten ausführlich die Argumente der japanischen Seite und überreichten zwei Dokumente mit niederländischer Übersetzung dazu, in denen die Gründe für die Ablehnung dargelegt wurden. Diese Unterlagen befinden sich heute im Besitz der SBB-PK und werden hier näher vorgestellt.

Am 21. September wiederholte sich der Besuch der Auslandskommissare und es wurden erneut die schon bekannten Positionen beider Seiten ausgetauscht. Eulenburg bestand auf einer Gleichbehandlung Preußens mit den anderen westlichen Mächten. Die Kommissare verwiesen in aller Höflichkeit und voller Bedauern darauf, dass die momentane Lage dies nicht zulasse. Um die festgefahrenen Verhandlungen vorwärts zu bringen, erklärte Eulenburg schließlich, dass er erst wieder „über geschäftliche Dinge“ ([Albert Berg]. Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Berlin, 1864, Bd. 1, S. 348) mit den Auslandskommissaren sprechen wolle, wenn sie mit Vollmachten für Vertragsverhandlungen ausgestattet seien. Ansonsten wären die beiden natürlich immer zu Besuchen willkommen. Gleichzeitig forderte Eulenburg eine erneute Besprechung mit Andō. Sakai und Hori versprachen, den Wunsch Eulenburgs Andō vorzutragen, und anschließend klang der Besuch bei Champagner, Gebäck und Plaudereien angenehm aus.



Portrait von Moriyama Takichirō (nach einer Photographie von A. Sachtler)
Bildnachweis: Ausschnitt aus: Illustrirte [sic] Zeitung. Leipzig, 935 (1. Juni 1861), S. 373 (Signatur 2″ Ac 7169-36/37=914/965,+Beil.1861 )

Auch die Vertreter Amerikas, Frankreichs und Englands, verwandten sich für Eulenburgs Anliegen, wann immer sie Gelegenheit hatten, mit Andō zu sprechen. Von ihnen erhielt Eulenburg wertvolle Ratschläge für seine Verhandlungsstrategie und hilfreiche Informationen, wie z.B. den Hinweis, dass erst kürzlich dem englischen Gesandten die Zusage gegeben worden war, auch mit der Schweiz und Belgien Verträge abzuschließen, sobald mit einem anderen Staat ein Abkommen geschlossen würde. D.h. würde die japanische Seite Eulenburg gegenüber einlenken, müssten auch mit der Schweiz und Belgien Verträge geschlossen werden, was natürlich nicht im Interesse Japans war. Dies erklärte aus Eulenburgs Sicht den hartnäckigen Widerstand der Japaner. Dennoch ließ er sich nicht entmutigen.

Am 24. September überbrachten die Auslandskommissare die Nachricht, dass Andō Eulenburg am 4. Oktober empfangen wolle, letztlich wurde das zweite Treffen jedoch auf den 2. Oktober vorverlegt. Die Verhandlungen dauerten drei Stunden und wieder zogen beide Seiten alle Register ihres Verhandlungsgeschicks. Andō bekräftigte seinen Standpunkt. Mehr als eine schriftliche Zusage, zu einem späteren Zeitpunkt einen Vertrag zu schließen, sobald sich die öffentliche Meinung zu diesem Thema geändert habe, sei nicht möglich. Er machte deutlich, dass für ihn – mehr noch als ein mögliches Zerwürfnis mit den westlichen Mächten – die Spannungen im Inneren des Landes eine Gefahr darstellten. Eulenburg ließ sich von diesen Einwänden nicht beeindrucken.



Portrait von Andō Tsushima no kami
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von Andō Ayanobu

Um eine endgültige Absage zu vermeiden, schützte Eulenburg schließlich Müdigkeit vor und versprach eine schriftliche Antwort zu formulieren, aufgrund derer weiter verhandelt werden solle. Dies versuchte Andō zwar mit der Begründung, dass er zu beschäftigt sei für weitere Verhandlungen, abzuweisen, aber elegant erzwang Eulenburg eine Zusage für ein weiteres Treffen mit dem Hinweis, dass sich Andō, aufgrund seiner Zuständigkeit als Außenminister dieser Pflicht nicht entziehen könne.

Der Oktober verging für die preußische Gesandtschaft weitgehend mit Warten. Im Bericht nach den amtlichen Quellen sind zahlreiche Ausflüge und Unternehmungen in dieser Zeit beschrieben. Am 15. Oktober überreichte der Gesandte Eulenburg, Sakai und Hori eine Sammlung preußischer Maße und Gewichte als Geschenk für den Shōgun, welche in allen Ehren in Empfang genommen wurde. Bei dem sich anschließenden Frühstück kam auch der Name des Attachés, Max von Brandt, zur Sprache. Sakai und Hori erkundigten sich sofort, ob dieser eventuell mit dem Verfasser eines in Japan berühmten Werkes zur militärischen Taktik verwandt sei und zeigten sich erfreut zu hören, dass Max von Brandt dessen Sohn sei.

Bei diesem Werk handelt es sich um das von Heinrich von Brandt (1789-1868) verfasste „Die Grundzüge der Taktik der drei Waffen“, welches ursprünglich 1833 erschienen war. Es wurde zunächst ins Niederländische und aus dieser Sprache ins Japanische übersetzt. Hori überreichte am 4. Dezember als Geschenk eine japanische Ausgabe des Werkes an Max von Brandt, welche heute noch in der SBB-PK erhalten ist. Näheres zu den Titeln aus dem ehemaligen Besitz von Max von Brandt erfahren Sie im entsprechenden Themenportal.

Bei einem weiteren Treffen mit den Auslandskommissaren wurden außerdem ein Himmels- und ein Erdglobus als Geschenke für den Shōgun übergeben. Auch Sakai und Hori wurden bei jedem Besuch mit kleinen Aufmerksamkeiten bedacht, wie z.B. Bleistiften, Radiergummis, Champagner, Bernsteinperlen und Stahlwaren.



Titelblatt von „Grundzüge der Taktik der drei Waffen“
Bildnachweis: Heinrich von Brandt. Grundzüge der Taktik der drei Waffen. 2. verb. u. verm. Aufl. Berlin: Herbig, 1842 (Signatur: Hv 597-6,1a)



Schematische Darstellung einer Gefechtsaufstellung verschiedener Truppenteile
Bildnachweis: Heinrich von Brandt. Grundzüge der Taktik der drei Waffen. 2. verb. u. verm. Aufl. Berlin: Herbig, 1842, S. 85 (Signatur: Hv 597-6,1a)



Die gleiche schematische Darstellung in der japanischen Übersetzung „Sanpei takuchiki“
Bildnachweis: Heinrich von Brandt. Sanpei takuchiki 三兵答古知幾, Edo, 1857, Bd. 4, S. 21r (Signatur: Libri japon. 14)

Bereits am 12. Oktober hatte Eulenburg ein weiteres Schreiben an Andō gesandt, in dem er auf die Erfüllung einer früheren Zusicherung der Japaner gegenüber den Niederländern pochte, die besagte, dass dem Abschluss von Verträgen mit weiteren Staaten keine Hindernisse im Weg stünden. Da aus japanischer Sicht dieses Versprechen bereits durch einen späteren Vertrag mit den Niederländern aufgehoben war, hatte Eulenburgs Argumentation nur eine schwache Basis.

Verschiedene günstige Umstände beförderten jedoch schließlich die Sache der Preußen. So setzten sich die Vertreter der anderen westlichen Staaten stark für Eulenburgs Anliegen ein. Der niederländische Generalkonsul in Nagasaki wandte sich Ende Oktober mit einem eindringlichen Schreiben an Andō und forderte ebenfalls die Einhaltung der früher gemachten Zusagen. Im Verlauf des Oktobers hatten der französische, der amerikanische und der englische Vertreter Gespräche mit Andō, in denen von japanischer Seite der Wunsch geäußert wurde, die Öffnung weiterer Häfen, die eigentlich aufgrund der bestehenden Verträge anstand, um einige Jahre zu verschieben, da man weitere Unruhe in der Bevölkerung vermeiden wollte. Obwohl auch aus Sicht der westlichen Staaten gerade die Öffnung des Hafens von Edo als problematisch angesehen wurde, konnten sie dies in den Gesprächen nicht zugeben, da es die Verhandlungsposition geschwächt hätte. In dem Treffen mit dem englischen Konsul Alcock kam schließlich von Andō der Vorschlag, sollten die westlichen Mächte einer Verschiebung der Hafenöffnungen zustimmen, so wolle man im Gegenzug einen Vertrag mit Preußen in Erwägung ziehen. Natürlich konnte Alcock darauf nicht eingehen und forderte einen Vertragsabschluss mit Preußen ohne Gegenleistung der anderen Mächte, aber dennoch war dies ein wichtiger Durchbruch in den Verhandlungen.



Darstellung betrunkener Matrosen in Yokohama
Bildnachweis: Utagawa Sadahide. Yokohama bunko 横浜文庫. S.l.: s.a., Bd. 1, S. 11v, 12r (Signatur: 39085 ROA)

Gleichzeitig sorgte das oft ungebührliche Benehmen der ausländischen Kaufleute, Matrosen und Soldaten aus den verschiedenen Nationen, immer wieder für Probleme mit den örtlichen Behörden. Beleidigungen, Übergriffe, anmaßendes Auftreten – insbesondere in betrunkenem Zustand – gegenüber der japanischen Bevölkerung waren keine Seltenheit. Die Ausländer unterlagen der Gerichtsbarkeit ihrer nationalen Vertreter und so führte die häufig milde Ahndung der Delikte letztlich auch zu Spannungen zwischen den Diplomaten und der japanischen Regierung, da die Rechtsauffassungen und die Rechtsgepflogenheiten meist nicht übereinstimmend waren. Insbesondere die Missachtung des Jagdverbots im Umkreis der Hauptstadt Edo – die Jagd war dort alleiniges Vorrecht des Shōgun – war Grund für zahlreiche Konfliktfälle.



Wappen der Tokugawa-Familie
Bildnachweis: Kaei bukan 嘉永武鑑. S.l., Kaei 6 [1853], ungez. S. vor 1r (Signatur: Libri japon. 22-1)

Erst Mitte November, also nach einem Monat Wartezeit, beantwortete Andō die Note Eulenburgs vom 12. Oktober. Ersterer bestand auf seinem Standpunkt, dass ein Vertragsabschluss unter den derzeitigen Umständen nicht möglich sei und erneuerte sein Angebot einer schriftlichen Zusage, zu einem festgelegten späteren Zeitpunkt einen Vertrag abzuschließen. Die Pattsituation dauerte weiter an, denn in seiner Rückantwort bestand letzterer unverändert auf die Gleichstellung Preußens mit den anderen Nationen.

Anfang November war der Auslandskommissar Sakai Oki no kami auf den Posten eines Finanzkommissars (勘定奉行, kanjō bugyō) versetzt worden. Sein Nachfolger, Misoguchi Sanuki no kami (= Misoguchi Naokiyo, 溝口讃岐守 = 溝口直清, 1807 – Sterbejahr unbek.), hatte sich am 13. November in Begleitung von Hori den Preußen vorgestellt, nur um gleich darauf ein anderes Amt anzutreten. Deshalb erschien Hori am 4. Dezember alleine, um die Geschenke des Shōgun für den preußischen Regenten zu überbringen: zehn Kisten mit roten und weißen Seidenstoffen und zwei kostbar gearbeitete Kohlebecken. Auch Eulenburg wurde mit Aufmerksamkeiten aus Bronze und Lack bedacht, wofür er sich mit Bernstein- und Achatarbeiten revanchierte. Gleichzeitig wurde ein weiteres Geschenk des preußischen Regenten überreicht: eine Stempelpresse zum Druck des Wappens der Tokugawa-Familie (aoi tomoe, mitsuba aoi), aus der der Shōgun stammte. Auf Nachfrage des dabei anwesenden Botanikers Wichura konnte dabei geklärt werden, dass es sich bei der im Wappen dargestellten Pflanze um drei Haselwurz-Blätter (lat. Asarum caulescens Maxim, jap. futaba aoi) handelte. In den bisher vorhandenen Beschreibungen von Japanforschern waren verschiedene andere Pflanzen als Vorlage für das Wappen genannt worden.



Portrait von Max Wichura
Bildnachweis: Max Wichura. Aus vier Welttheilen : ein Reise-Tagebuch in Briefen. Breslau: Morgenstern, 1868, ungez. S. (Signatur: Un 5270a)

In den Gesprächen zwischen Eulenburg, Hori und Wichura versuchten beide Seiten, mehr über die Zustände im jeweils anderen Land zu erfahren. Dementsprechend breit gestreut waren die Gesprächsthemen – von Kakteen über das Schulsystem bis zum Postwesen – und immer wieder kamen Militär, Bewaffnung und Schifffahrt zur Sprache. Wo die mangelhaften Sprachkenntnisse nicht ausreichten, behalf man sich mit Papier und Bleistift. Die gegenseitige Neugierde war groß.

Am 3. Dezember war schließlich auch das letzte Schiff des Expeditionsgeschwaders, das Transportschiff Elbe, unter dem Kommando von Leutnant Werner eingetroffen. Bedingt durch widrige Umstände hatte die Elbe Singapur verspätet verlassen und erreichte nach Zwischenstopps in Hongkong, Formosa (heute: Taiwan) und Nagasaki schließlich Yokohama. Kommerzienrat Wolff hatte sich dabei bereits in Hongkong von der Gesandtschaft gelöst und reiste mit seinen Warenproben alleine weiter nach Shanghai. Auch der Kaufmann Jacob hatte in Hongkong einen englischen Dampfer bestiegen und traf erst kurz vor der Abfahrt des preußischen Geschwaders aus Yokohama dort ein.

Vertrag

Vertragsabschluss und Abreise

Endlich, Anfang Dezember, nahmen die festgefahrenen Verhandlungen eine für Preußen günstige Wendung. Der Wunsch auf japanischer Seite, die drohende Öffnung weiterer Häfen für den ausländischen Handel aufzuschieben, war so groß, dass man sich nach Rücksprache mit dem Shōgun schließlich zu Zugeständnissen bereitfand. In einem Gespräch am 6. Dezember mit dem amerikanischen Ministerresidenten Harris teilte Andō mit, mit Preußen (und damit auch mit Belgien und der Schweiz) in Vertragsverhandlungen zu treten, wenn im Gegenzug die gewünschte Aufschiebung der Hafenöffnungen wohlwollend geprüft werde und die bisherigen Vertragsmächte ein Manifest der japanischen Regierung verbreiten würden, dass Japan keine weiteren Verträge abschließen wolle. Zunächst versuchte Andō, zusätzliche Bedingungen für den Inhalt des Vertrages mit Preußen zu stellen, aber Harris vertrat so engagiert das Anliegen Preußens, dass Andō letztlich einem Vertrag nach dem bisherigen Muster zustimmte. Einziges Zugeständnis an die japanische Seite war, dass der Vertrag erst nach Austausch der Ratifikationsurkunden wirksam werden sollte, was einen zeitlichen Aufschub bedeutete. Einerseits hatte dieser Erfolg aus preußischer Sicht einen gewissen Beigeschmack, da er nur durch Zugeständnisse der anderen westlichen Mächte hinsichtlich der Hafenöffnungen zustande gekommen war, andererseits war die Erleichterung Eulenburgs natürlich groß, dass nach der langen Zeit des Wartens und der Frustrationen seine Mission doch nicht gescheitert war.

Dementsprechend war die Stimmung in der Gesandtschaft äußerst positiv. Am 15. Dezember wurde der Erfolg mit einem Ausflug zum Tempelbezirk in Senzoko gefeiert, bei dem Eulenburg den amerikanischen Ministerresidenten Harris und den amerikanischen Konsul E.M. Dorr zu einem Frühstück einlud.

Den Dezember verbrachten die Mitglieder der preußischen Gesandtschaft damit, Edo und seine Umgebung bei Ausflügen und auf Einkaufstouren weiter zu erkunden. Verschiedene europäische Gäste machten Eulenburg ihre Aufwartung, wie z.B. der niederländische Generalkonsul De Witt aus Nagasaki. Die Zeit wurde ferner dafür genutzt, von den preußischen Schiffen aus die Gewässer rund um die Bucht von Edo hydrographisch zu vermessen. Die ausgelassene Weihnachtsfeier trug ebenfalls zur frohen Atmosphäre bei.



Laut der Bilderläuterungen ein „Sinto-Tempel bei Senzoko“
Bildnachweis: [Albert Berg (Hg.)]. Ansichten aus Japan, China und Siam. Berlin, Verlag der Kgl. Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei, 1864, Abb. 7 (Signatur: 2″ Libri impr. rari 617)

Bis zum Beginn von tatsächlichen Vertragsverhandlungen verging letztlich noch einige Zeit, da der japanischen Seite erst beim Austausch der Vollmachten am 13. Dezember klar wurde, für wen Eulenburg alles beabsichtigte zu verhandeln. Eulenburg hatte den Auftrag, einen Vertrag für Nord-Deutschland abzuschließen in dem Sinne, dass Preußen mit den Zollvereins-Staaten und den Hanse-Städten eine handelspolitische Einheit bildete. Um dieses Anliegen zu verdeutlichen hatte man eine dementsprechende Karte vorbereitet und einen holländischen Vertragsentwurf angefertigt, der Preußen, die Zollvereins-Staaten, die beiden mecklenburgischen Großherzogtümer und die Hansestädte umfasste. Als die japanischen Bevollmächtigten, der Auslandskommissar Hori, der Inspektor (metsuke) Kurokawa Satsu (黒川左中, Lebensdaten unbek.) und der neu ernannte Takemoto Zusho no kami (= Takemoto Masatsune, auch: Takemoto Kai no kami, 竹本図書頭 = 竹本正雅 (竹本甲斐守), 1825-1868), dies begriffen, waren sie sehr überrascht, um nicht zu sagen geschockt, dass mit so vielen Staaten auf einmal ein Vertrag abgeschlossen werden sollte.

Dies war auch die letzte Begegnung von Hori mit den Preußen. Er beging kurz darauf rituellen Selbstmord. Der genaue Grund dafür ist bis heute nicht geklärt, aber im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass seine Tat im Zusammenhang mit den Verhandlungen mit der preußischen Delegation steht. Man nimmt an, dass Hori sich für den gravierenden Fehler verantwortlich fühlte, nicht von Anfang an verstanden zu haben, dass Eulenburg nicht nur für Preußen sprach, sondern für eine Vielzahl weiterer Staaten. Der preußischen Gesandtschaft gegenüber wurde zunächst behauptet, Hori sei erkrankt und könne deshalb nicht zu den Beratungen erscheinen. Erst im Januar gab man Horis Tod den Preußen bekannt, behauptete jedoch weiterhin, er sei an einer Krankheit verstorben, obwohl damals bereits Gerüchte von seinem Selbstmord kursierten.



Die Bucht von Edo
Bildnachweis: Gustav Spieß. Die preußische Expedition nach Ostasien während der Jahre 1860-62. Berlin [u.a.]: Spamer, 1864, S. 131 (Signatur: Un 5276a)

Die Verhandlungen wurden am 22. Dezember fortgeführt und an Horis Stelle trat Muragaki Awaji no kami (= Muragaki Norimasa, 村垣淡路守 = 村垣範正, 1813-1880), der erst kurz zuvor von einer Gesandtschaft nach Amerika zurückgekehrt war. Er ließ sich ausführlich anhand der Karte erläutern, für welche Staaten genau Eulenburg beabsichtigte zu verhandeln und warum Preußen berechtigt war, für diese zu sprechen. Dennoch fühlte sich die japanische Seite getäuscht. Muragaki erklärte, es sei unmöglich, einem Vertragsabschluss mit so vielen Staaten gleichzeitig zuzustimmen. Eulenburg versuchte, die Vorteile dieses Vorgehens aufzuzeigen: statt, dass Japan mit allen norddeutschen Staaten einzeln verhandele, sei nur ein Vertrag notwendig und nur ein diplomatischer Vertreter würde nach Japan kommen. Tatsächlich würden auch nur fünf der betroffenen Staaten Seehandel betreiben, die Zahl der Schiffe, die nach Japan kommen würden, werde also sehr gering sein. Allein, Eulenburgs Bemühungen waren vergebens. Die Idee eines Vertrags mit dieser Zoll- und Handelsunion war den Japanern nicht zu vermitteln.

Am 24. Dezember hatte Eulenburg wieder ein Gespräch mit Andō. Der preußische Gesandte setzte alles daran, die Verhandlungen auch auf die Zollvereinsstaaten auszudehnen und hatte zur Illustration seiner Erklärungen Münzen aus diesen Staaten dabei, aber Andō war zu keinem weiteren Zugeständnis zu bewegen. Der Shōgun habe seine Zustimmung nur zu Verhandlungen mit Preußen gegeben. Lediglich für die bereits in Japan befindlichen deutschen Kaufleute einigte man sich auf einen Kompromiss. Da Eulenburg versprach, auf eine Verzögerung der Vertragsratifizierung sowie auf eine verzögerte Entsendung eines diplomatischen Vertreters hinzuwirken, stimmte Andō im Gegenzug einer vorläufigen Duldung der bereits ansässigen preußischen Kaufleute zu. Nicht-preußische deutsche Kaufleute sollten zumindest eine längere Frist zur Beendigung ihrer Geschäfte erhalten. Erst am 28. Dezember begannen schließlich die eigentlichen Beratungen über das Abkommen. Da man dem Muster der bereits bestehenden Verträge folgte, kam es zu keinen nennenswerten Schwierigkeiten und bereits in der zweiten Sitzung am 30. Dezember war man sich über den Inhalt einig. Das Handelsregulativ wurde im Anschluss gesondert verhandelt.



Laut der Bildunterschrift ein „Piket preußischer Seesoldaten unter Commando des Lieutenant von Imhoff zum Schutz der preußischen Gesandtschaft auf Wache in Akabany [recte Akabane], Yeddo. Nach einer Photographie von A[ugust] Sachtler“
Bildnachweis: Illustrirte [sic] Zeitung. Leipzig, 933 (18. Mai 1861), S. 336 (Signatur 2″ Ac 7169-36/37=914/965,+Beil.1861 )

Das Jahr 1860 endete für die preußische Gesandtschaft mit kleinen Zwischenfällen, die jedoch glimpflich verliefen. Ein Feuer in der Küche am 30. Dezember konnte rechtzeitig gelöscht werden, so dass nur geringer Schaden entstand, und auch ein kleines Erdbeben am Nachmittag des Silvestertages blieb ohne schlimmere Folgen, so dass man in der Nacht das neue Jahr gebührend mit Spielen, Gelächter und Gesang begrüßen konnte. Der Neujahrstag begann mit schlechten Neuigkeiten. Der Dolmetscher Heusken erschien und teilte mit, dass der japanischen Regierung eine Verschwörung von 600 herrenlosen Samurai bekannt geworden sei, die einen Angriff auf die Ausländer in Yokohoma und Edo planten. Die Japaner verstärkten daraufhin massiv die Sicherheitsmaßnahmen rund um die Unterkunft der Preußen. Die Zahl der Seesoldaten in Akabane wurde ebenfalls aufgestockt und auf den preußischen Kriegsschiffen machte man sich bereit, um notfalls der Gesandtschaft an Land beistehen zu können.

Unter den ausländischen Diplomaten bestand Uneinigkeit darüber, wie ernst die Gefahr zu nehmen sei. Die einen hielten die Maßnahmen der japanischen Regierung für einen Versuch, die Diplomaten einzuschüchtern und eine Umsiedlung an einen vermeintlich „sicheren“ Ort durchzusetzen, was jedoch als Überwachung und eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit empfunden wurde. Andere Diplomaten hielten die Sorge der japanischen Beamten für echt und eine Bedrohung durchaus für real. Vorübergehend schränkten die Preußen ihre Unternehmungen tatsächlich ein, aber da letztlich kein Angriff erfolgte, nahmen sie schließlich wieder das gewohnte Leben auf.



Die Brücke Nakanohashi im Stadtteil Minato heute
Aufnahme vom 17.02.2011, SBB-PK/Ursula Flache

Am 3. Januar trafen sich die Verhandlungsführer, um die Beratungen über das Handelsregulativ wieder aufzunehmen. Lediglich die Frage, wann das Abkommen in Kraft treten solle, stellte eine gewisse Schwierigkeit dar. Um die Situation im eigenen Land zu beruhigen, lag der japanischen Seite viel an einer verzögerten Ratifizierung, und nach einiger Diskussion einigte man sich schließlich darauf, dass der Vertrag erst nach Austausch der Ratifikationsurkunden am 1. Januar 1863 wirksam werden solle. Bis zum 8. Januar hatte man sich schließlich auch über den genauen Wortlaut des niederländischen Textes verständigt.

Nach dem bedrohlichen Beginn des Jahres entspannte sich die Lage zusehends. Der Dolmetscher Heusken traf sich oft mit Mitgliedern der preußischen und der anderen Legationen zu heiteren Abendessen. Man bereitete die letzten Geschenke für den Shōgun vor, die feierlich am 15. Januar übergeben werden sollten. Darunter waren u.a. ein lebensgroßes Portrait des preußischen Regenten und ein Telegraphenapparat. Am Tag vor der Übergabe lud die Gesandtschaft die anderen ausländischen Vertreter zum Frühstück ein. Der von Heusken und Moriyama erstellte niederländische Vertragstext wurde gebührend gewürdigt. In glänzender Stimmung begab man sich bei schönem Wetter auf einen gemeinsamen Ausritt und am Abend verweilte Heusken noch bei den Preußen.

Am 15. Januar wurden schließlich, wie geplant, die Geschenke den japanischen Verhandlungsführern präsentiert und erläutert. Wie sich herausstellte, war jedoch wegen Übersetzungsproblemen entgegen der Verabredung die Ausfertigung der japanischen Version noch nicht abgeschlossen. Da aber die Geschenke feierlich in Empfang genommen und die Versuche der japanischen Bevollmächtigten bei dieser Gelegenheit doch noch Veränderungen am niederländischen Text vorzunehmen, von Eulenburg brüsk abgeschmettert wurden, waren die Preußen zuversichtlich, dass der Unterschrift des Vertrages nun nichts mehr im Wege stünde. Wie so oft verbrachte Heusken, der sich nicht nur durch seine Sorgfalt als Dolmetscher sehr verdient gemacht hatte, sondern inzwischen auch als Freund betrachtet wurde, den Abend in Gesellschaft der preußischen Gesandtschaft.



Heuskens Begräbniszug
Bildnachweis: Gustav Spieß. Die preußische Expedition nach Ostasien während der Jahre 1860-62. Berlin [u.a.]: Spamer, 1864, Abb. zwischen S. 208 und 209 (Signatur: Un 5276a)

Auf dem Rückweg zu dem zu Fuß nur ca. 20 Minuten entfernt gelegenen Tempel Zenpukuji, in welchem die amerikanische Legation untergebracht war, wurden Heusken und seine japanischen Begleiter jedoch angegriffen. Dabei wurde Heusken so schwer verletzt, dass er trotz der Bemühungen des herbeigerufenen Dr. Lucius noch in der Nacht verstarb. Die Trauer des amerikanischen Ministerresidenten Harris war groß. Für ihn war der junge Heusken – nur wenige Tage später hätte er seinen 29. Geburtstag feiern können – wie ein Sohn gewesen. Auch die Mitglieder der preußischen Gesandtschaft waren von Heuskens Tod schwer getroffen. Die japanische Regierung versprach eine Untersuchung des Verbrechens und zahlte Heuskens Verwandten eine Entschädigung in Höhe von 10.000 Dollar. Der oder die Täter wurden jedoch nie zur Rechenschaft gezogen. Heute weist eine kleine Erinnerungstafel an der Brücke Nakanohashi, in deren Nähe der Angriff erfolgte, auf das Ereignis hin (heute: Minato-ku Higashi Azabu 2-30).

Das Begräbnis Heuskens am 18. Januar fand unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt, denn es wurde ein erneuter Angriff auf den Leichenzug befürchtet. Um die Ausländer zu schützen, wurde der Zug von fünf Ausländerkommissaren hoch zu Ross begleitet. Glücklicherweise verlief die Zeremonie ohne Zwischenfälle. Das Grab Heuskens ist heute noch im Tempel Kōrinji im Stadtteil Minato erhalten (Minato-ku, Minami Azabu 4-11-25). Der Grabstein trägt die Inschrift:

„Sacred to the memory of Henry Heusken
Interpreter to the American Legation
in Japan
Born at Amsterdam
January 20, 1832
Died at Jedo
January 16, 1861“

Gleich benachbart dazu ist das Grab des japanischen Dolmetschers Denkichi (?-1860), der in den Diensten des englischen Gesandten gestanden hatte. Er war ein Jahr zuvor, im Januar 1860, ebenfalls ermordet worden. Während auf dem Grabstein von Denkichi von „Japanese assassins“ (japanischen Attentätern) die Rede ist, hatte sich Harris für einen neutralen Text auf dem Grabstein von Heusken entschieden. Harris gab Heusken eine gewisse Mitschuld an den Geschehnissen, denn die Gefahr, sich als Ausländer nachts auf die Straße zu begeben, war allen wohl bewusst gewesen.

Dennoch machte der Tod von Heusken den Preußen den Ernst der Lage erst richtig klar. Der englische, der französische sowie der niederländische Vertreter, der gerade zu Besuch in Edo weilte, zogen sich vorübergehend aus der Hauptstadt zurück nach Yokohoma. Nur Harris, der weiterhin volles Vertrauen in die japanische Regierung hatte, und Eulenburg, der den Vertragsabschluss nicht gefährden wollte, harrten weiter dort aus. Als Vorsichtsmaßnahme begaben sich die Mitglieder der Gesandtschaft aber von nun an nur noch in bewaffneten Gruppen auf die Straße.



Grab von Heusken im Tempel Kōrinji
Aufnahme vom 17.02.2011, SBB-PK/Ursula Flache



Inschrift auf Heuskens Grabstein
Aufnahme vom 17.02.2011, SBB-PK/Ursula Flache



Grab von Denkichi im Tempel Kōrinji
Aufnahme vom 17.02.2011, SBB-PK/Ursula Flache

Am 23. Januar verkündeten die Bevollmächtigten, dass die japanische Reinschrift des Vertrages fertig gestellt sei. Auch Eulenburg war bereit und hatte, wie mit Andō verabredet, das schriftliche Versprechen vorbereitet, sich bei seiner Regierung für eine Verzögerung der Ratifizierung und der Entsendung eines diplomatischen Vertreters einzusetzen. Da jedoch die japanische Gegenleistung, das schriftliche Versprechen der zwischenzeitlichen Duldung preußischer Kaufleute sowie den nicht-preußischen deutschen Kaufleuten eine Frist zur Beendigung ihrer Geschäfte einzuräumen, nicht vorgelegt wurde, weigerte sich Eulenburg zunächst, der Unterzeichnung des Vertrages zuzustimmen. Erst als das Versprechen nachgereicht wurde, kam es am folgenden Tag zur feierlichen Unterzeichnung des Abkommens in den Räumlichkeiten der preußischen Gesandtschaft in Akabane. Es gab vier deutsche, zwei niederländische und vier japanische Ausfertigungen:

„Die Unterzeichnung nahm geraume Zeit in Anspruch, da neben dem Vertrage das Handelsregulativ besonders zu unterschreiben war, so dass jeder Bevollmächtigte zwanzig Mal seinen Namen hinsetzen musste; eine nicht geringe Aufgabe für die Japaner, welche bei solchen Gelegenheiten ihre Unterschrift jedesmal in beträchtlicher Grösse und mit bedeutendem Aufwande kalligraphischer Kunst hinmalen.“ ([Berg, Albert (Hg.)]. Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Berlin, 1866, Bd. 2, S. 162)



Rechts der Vertrag unterschrieben von (v.l.n.r.): Eulenburg, Kurokawa, Takemoto und Muragaki; links beiliegend das Beglaubigungsschreiben (Kreditiv) der japanischen Gesandtschaft, die im Jahr 1862 Preußen besuchte
Bildnachweis: bpk / Geheimes Staatsarchiv, SPK (Inventar-Nr.: II Nr. S 5102) / Joachim Kirchmair

Schließlich wurden nochmals Geschenke ausgetauscht. Der Shōgun ließ Eulenburg und den Würdenträgern der Gesandtschaft kostbaren golddurchwirkten Seidenbrokat senden. Die japanischen Bevollmächtigten und auch der Dolmetscher Moriyama wurden von Eulenburg u.a. mit Operngläsern, Uhren und Bernsteinschnüren bedacht, wobei besonders letztere Gefallen fanden. Nachdem die japanischen Beamten gegangen waren, feierte die Gesandtschaft den Abschluss mit einem gemeinsamen Mittagessen, bei dem jedoch die Stimmung wegen des Verlusts von Heusken nicht so ausgelassen war, wie sie hätte sein können. Auch dass das Ziel, in den Vertrag die Zollvereins-Staaten sowie die Hansestädte mit einzuschließen, nicht erreicht worden war, empfand Eulenburg als Niederlage. Aber zumindest war die Lage der damals in Japan befindlichen Preußen und Deutschen bis zum in Kraft treten des Vertrages geregelt.

Zu einer Begegnung Eulenburgs mit dem Shōgun selbst ist es nie gekommen. Unter dem Vorwand, der Audienzsaal des Shōgun sei nach einem Brand im Schloss noch nicht wieder hergestellt, wurde Eulenburg bis zum Schluss keine direkte Begegnung mit diesem gewährt, und er konnte nie sein Kreditiv und das Schreiben des preußischen Regenten an den Shōgun überreichen. Den englischen und den französischen Vertreter empfing der Shōgun dagegen sehr wohl in der betreffenden Zeit in Behelfsräumlichkeiten, um den Austausch der Ratifizierungsurkunden mit diesen Ländern zu vollziehen.



Laut der Bildunterschrift die „Unterzeichnung des Handelsvertrags zwischen Preußen und Japan, in Yeddo, am 25. Januar. Nach einer Zeichnung von  W[ilhelm] Heine“
Bildnachweis: Illustrirte [sic] Zeitung. Leipzig, 935 (1. Juni 1861), S. 372 (Signatur: 2″ Ac7169-36/37=914/965,+Beil.1861)



Portraits (nach Photographien von August Sachtler) der Verhandlungsführer, v.l.n.r.: Muragaki Awaji no kami, Takemoto Zusho no kami, Kurokawa Satsu, Moriyama Takichirō (in der originalen Bildunterschrift sind die Namen von Kurokawa und Moriyama vertauscht, vgl. Erläuterung zu Bild VII-41 auf S. 369 in Sebastian Dobson und Sven Saaler (Hg.). Unter den Augen des Preußen-Adlers : Lithographien, Zeichnungen und Photographien der Teilnehmer der Eulenburg-Expedition in Japan, 1860-61)
Bildnachweis: Illustrirte [sic] Zeitung. Leipzig, 935 (1. Juni 1861), S. 373  (Signatur: 2″ Ac7169-36/37=914/965,+Beil.1861)



Blick über Stadt und Hafen von Nagasaki
Bildnachweis: [Berg, Albert (Hg.)]. Ansichten aus Japan, China und Siam. Berlin, Verlag der Kgl. Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei, 1864, Abb. 25 (Signatur: 2″ Libri impr. rari 617)

Der Abreise der Gesandtschaft stand nun nichts mehr im Wege. Am 27. Januar kamen nochmals die japanischen Bevollmächtigten und überreichten letzte Geschenke des Shōgun für den preußischen Regenten, darunter ein Lackschrank und ein prächtiges Schwert. Die Preußen statteten dem amerikanischen Ministerresidenten Harris einen Abschiedsbesuch ab und gingen als letztes noch einmal zu Heuskens Grab. Am Tag darauf erfolgte die offizielle Verabschiedung durch den Auslandskommissar Torii Echizen no kami (鳥居越前守, Lebensdaten unbek.). Bei Schneegestöber und heftigem Wind schiffte sich die Gesandtschaft wieder auf ihrem Geschwader ein.

Eulenburg schrieb erleichtert in einem Brief an seine Familie: „Ich kann Euch nicht sagen, wie unendlich wohl mir ist in meiner angenehm warmen Kabine, mit hübschem, warmem Teppich und gepolsterten Stühlen, nachdem ich fünf Monate eigentlich Alles, was Komfort heißt, entbehrt hatte. Dabei bin ich innerlich ruhig; der schwerste Theil meiner Arbeit ist hoffentlich gethan, ich kann meine so lange straff gewesenen Nerven einmal abspannen.“ (Eulenburg, Fritz. Ost-Asien 1860 – 1862 in Briefen des Grafen Fritz zu Eulenburg, Königlich Preußischen Gesandten, betraut mit außerordentlicher Mission nach China, Japan und Siam. Berlin, Mittler, 1900, S. 162)

Am 29. Januar verließ Eulenburg Edo mit der Arkona. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Yokohama, bei dem er noch ein Abschiedsbankett an Bord seines Schiffes für die europäischen Gesandten und Konsuln gab, ging es am 31. Januar weiter nach Nagasaki. Die Fahrt dorthin verlief sehr ungemütlich bei stürmischem Wetter. Erst am 17. Februar erreichte man endlich den Hafen von Nagasaki und traf den Botaniker Wichura wieder, der dort bereits seit Ende Dezember für Studien weilte.



Portrait von Philipp Franz von Siebold
Bildnachweis: bpk / Holzstich (um 1860) nach einer Fotografie (1859) von J. Schafgans

Der einwöchige Aufenthalt in Nagasaki war frei von der Bürde diplomatischer Verhandlungen und man verbrachte die Tage mit Einkäufen, Ausflügen und Geselligkeit. „So lange wir dort waren drängte ein Fest das andere, die Gastfreiheit kannte keine Gränzen; man führte ein wahres Phäakenleben, in einem oder dem anderen Hause klangen die Gläser immer bis tief in die Nacht.“ ([Berg, Albert (Hg.)]. Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Berlin, 1866, Bd. 2, S. 189) Auch wenn das Angebot an Handwerksprodukten in Nagasaki nicht mit dem in Edo mithalten konnte – vieles erschien den Preußen zu grob und nur für den europäischen Markt gemacht – so erwachte dennoch die Kauflust wieder: „Die lange Seefahrt hatte unseren Schacher-Appetit wieder geschärft, und so wanderte zum Schrecken der Schiffscommandanten noch manche Kiste an Bord, denn auf Kriegsschiffen ist niemals Platz.“ ([Berg, Albert (Hg.)]. Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Berlin, 1866, Bd. 2, S. 192)

Unter den zahlreichen Besuchern Eulenburgs war auch der bekannte Japanforscher Philipp Franz von Siebold (1796-1866), der in einem Haus bei Nagasaki lebte. Eulenburg beschreibt seine Begegnung mit ihm in einem Brief an seine Familie folgendermaßen: „Er [Siebold] macht mir den Eindruck, als ob er selbst niemals mehr nach Europa zurückkehren wird; er ist in Japan und die Japaner verliebt und will sein Werk über sie hier vollenden.“ (Eulenburg, Fritz. Ost-Asien 1860 – 1862 in Briefen des Grafen Fritz zu Eulenburg, Königlich Preußischen Gesandten, betraut mit außerordentlicher Mission nach China, Japan und Siam, Berlin, Mittler, 1900, S. 176) Nach den fröhlichen Tagen in Nagasaki schlug endgültig die Abschiedsstunde für die preußische Gesandtschaft. Am 24. Februar stachen die Arkona und die Thetis in See mit Kurs auf Shanghai. Das dritte Schiff des Geschwaders, die Elbe, war bereits von Edo aus dorthin aufgebrochen, um möglichst bald die Post mit der Meldung vom geglückten Vertragsabschluß in Richtung Europa zu transportieren.

Literatur


Werke von Expeditionsteilnehmern (in Auswahl)

::: [Berg, Albert (Hg.)]. Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Berlin Verlag der Kgl. Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei, 1864-1873, 4 Bde

::: [Berg, Albert (Hg.)]. Ansichten aus Japan, China und Siam. Berlin: Verlag der Kgl. Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei, 1864

::: Brandt, Max von. Dreiunddreissig Jahre in Ost-Asien. Erinnerungen eines deutschen Diplomaten ; in drei Bänden. Leipzig: Wigand, 1901 (Band 1: Die preussische Expedition nach Ost-Asien : Japan, China, Siam, 1860-1862 ; zurück nach Japan, 1862)

::: Eulenburg, Friedrich zu. Ost-Asien 1860 – 1862 in Briefen des Grafen Fritz zu Eulenburg, Königlich Preußischen Gesandten, betraut mit außerordentlicher Mission nach China, Japan und Siam / hrsg. von Philipp zu Eulenburg-Hertefeld. Berlin: Mittler, 1900

::: Freitag, Adolf. Japan und die Japaner im Schrifttum der Preussischen Expedition von 1860/62 nach Ostasien. Tokyo: Deutsche Gesellschaft für Natur- u. Völkerkunde Ostasiens; Leipzig: Harrassowitz in Komm., 1942 (Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens ; 33, D) [Reprint: New York : Johnson, 1965]

::: Heine, Wilhelm. Eine Weltreise um die nördliche Hemisphäre in Verbindung mit der Ostasiatischen Expedition in den Jahren 1860 und 1861. Leipzig: Brockhaus, 1864, 2 Bde

::: Heusken, Henry. Japan journal 1855-1861. Transl. and ed. by Jeannette C. van der Corput and Robert A. Wilson. New Brunswick: Rutgers Univ. Pr., 1964

::: Kreyher, Johannes. Die preußische Expedition nach Ostasien in den Jahren 1859 – 1862. Reisebilder aus Japan, China und Siam. Aus dem Tagebuche von J. Kreyher, ehemal. Schiffsprediger an Bord S.M.S. „Arcona“. Hamburg: Agentur des Rauhen Hauses, 1863

::: Maron, Hermann. Japan und China. Reiseskizzen entworfen während der Preussischen Expedition nach Ost-Asien. Berlin: Janke, 1863

::: Ein Matrosen-Tagebuch. In: Marine-Rundschau, 21.1910, S. 1184-1192

::: Richthofen, Ferdinand von. Ferdinand von Richthofens Aufenthalt in Japan. Aus seinen Tagebüchern. In: Mitteilungen des Ferdinand-von-Richthofen-Tages 1912. Berlin: Reimer, 1912, S. 19-185

::: Spieß. Gustav. Die preußische Expedition nach Ostasien während der Jahre 1860-62. Berlin: Spamer, 1864

::: Stahnke, Holmer (Hg.). Preußens Weg nach Japan. Japan in den Berichten von Mitgliedern der preußischen Ostasienexpedition 1860-61. München: Iudicium, 2000

::: Werner, Reinhold. Die preußische Expedition nach China, Japan und Siam in den Jahren 1860, 1861 und 1862. Reisebriefe. Leipzig: Brockhaus, 1863

::: Wichura, Max. Aus vier Welttheilen [sic]. Ein Reise-Tagebuch in Briefen. Breslau: Morgenstern, 1868

Sekundärliteratur (in Auswahl)

::: Dobson, Sebastian. “Photography and the Prussian Expedition to Japan, 1860-61“, in: History of Photography, 33.2009, 2, S.112-131

::: Dobson, Sebastian und Sven Saaler (Hg.). Unter den Augen des Preußen-Adlers : Lithographien, Zeichnungen und Photographien der Teilnehmer der Eulenburg-Expedition in Japan, 1860-61 = Under eagle eyes : lithographs, drawings & photographs from the Prussian expedition to Japan, 1860-61 = プロイセン・ドイツが観た幕末日本 : オイレンブルク遠征団が残した版画、素描、写真. München: Iudicium, 2011 [Dieser Titel enthält auf den S. 373-389 eine umfangreiche Bibliographie, die auch unveröffentlichte Quellen, wie z.B. die Akten im Geheimen Staatsarchiv – PK auflistet und weitere zeitgenössische Berichte nennt.]

::: Hesselink, Reinier H. „The assassination of Henry Heusken”, in: Monumenta Nipponica, 49.1994, 3, S. 331-351

::: Krebs, Gerhard (Hg.). Japan und Preußen. München: Iudicium, 2002

::: Martin, Bernd. „Die preußische Ostasienexpedition und der Vertrag über Freundschaft, Handel und Schiffahrt mit Japan (24. Januar 1861)“, in: Krebs, Gerhard (Hg.). Japan und Preußen. München: Iudicium, 2002, S. 77-101

::: Orth. E. „Die preussische Expedition nach Japan 1860-1861“, in: Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens, 13.1910, S. 199-236

::: Richter, (Julius Wilhelm) Otto. Die preußische Expedition in Japan (1860 – 1861). Altenburg: Geibel, 1908

::: Salewski, Michael. „Die preußische Expedition nach Japan (1959-1861)“, in: Revue Internationale d’Histoire Militaire, 70.1988, S. 39-57

佐藤林平「Heuskenの死をめぐって-1-」[Der Tod von Heusken -1-] 慶応義塾大学日吉紀要英語英米文学, (通号 9) 1988, S. 88-114

佐藤林平「Heuskenの死をめぐって-2-」[Der Tod von Heusken -2-] 慶応義塾大学日吉紀要英語英米文学, (通号 10) 1988, S. 85-131

佐藤林平「Heuskenの死をめぐって(補遺) 」[Der Tod von Heusken (Ergänzung)] 慶応義塾大学日吉紀要英語英米文学, (通号 12) 1989, S. 149-162

::: Schmiedel, Otto. Die Deutschen in Japan. München: Kuhn ; [Leipzig : Koehler], 1920

::: Schwalbe, Hans und Heinrich Seemann (Hg.). Deutsche Botschafter in Japan 1860-1973. Tokyo: Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens, 1974 (Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens; 57)

::: Stahnke, Holmer. Die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Japan 1854-1868. Stuttgart: Steiner, 1987